
Vor einem Jahr hatte ich ein konkretes Ziel vor Augen: Bis Ende Februar den sechsten Teil meiner historischen Abenteuerreihe vollenden und diese damit abschließen. Habe ich es geschafft?
Nein.
In meiner Schreibübersicht kann man schön sehen, wie sich der sechste Band füllte, Seite für Seite, bis Ende Januar 126 davon hinzugekommen waren. Tatsächlich wäre der sechste Band plangemäß fertiggestellt worden, denn ich hatte Ende 2020 schon mehr als einhundert Seiten geschrieben.
Eine schwere Entscheidung
Am 03. Februar steht zum ersten Mal Teil VII in derSchreibübersicht – nach zwei Tagen Schreibpause. Ich schreibe nie nur an einem Projekt, auch im Januar vor einem Jahr habe ich das nicht getan. Mal arbeitete ich an einem Exposé, mal erstellte ich Testleseversionen oder überarbeitete einen Band der Reihe, übertrug die Anmerkungen aus einer Papierkorrektur oder einem Testleserückläufer.
Die beiden Tage Pause sind hingegen leer gewesen und zugleich angefüllt mit Nachdenken, denn ich musste eine Entscheidung treffen. Der Text des Bandes VI war schon recht lang geworden und ich hatte noch nicht einmal das große Finale angefangen. Entweder würde ich einen großen Teil rauskürzen oder einen weiteren Band schreiben müssen.
Ein schwerer Entschluss, denn eigentlich wollte ich schon bald an einem Historischen Roman sitzen, für den ich schon “heimlich” recherchiert hatte. Aber die Entscheidung war im Grunde genommen längst gefallen, denn ich habe den Druck verspürt, die Erzählung zu beenden, ohne die Seitenzahl des Schlussteils allzu weit über der von den anderen Bänden aufzublähen.
Kürzen ging nicht, denn bei den Recherchen bin ich über ein Stück deutscher Geschichte gestolpert, das ich unbedingt in den Roman einbauen wollte. Eigentlich sogar musste, denn die Gelegenheit war – für mich – einmalig: eine historische Figur mit vielen Leerstellen und einem großartigen Persönlichkeitsprofil.
Der kleine Eintrag vom 03. Februar lautete dann auch: Planung VI VII.
Mehr erreichen durch weniger Ziele
Man kann darin natürlich eine Kapitulation sehen, denn damit war klar, dass ich mein Ziel verfehlen würde. Ich habe den Entschluss aber als Befreiung empfunden, denn danach konnte ich endlich aufhören, über die Geschehnisse mit bangem Blick auf die steigenden Seitenzahlen hinwegzuhuschen.
Und ich hatte den nötigen Freiraum, auch den vierten Teil gründlich umzugestalten, der bei meiner Avantgarde-Testleserin tiefgreifende Kritik abbekommen hat.
Als ich Band VII in der Rohfassung am 06. August fertiggestellt und die Reihe damit beendet hatte, habe ich die Entscheidung vom 03. Februar gefeiert und beschlossen, auf Zielsetzungen künftig zu verzichten. Die sind eher hinderlich, denn ohne das feste Ziel, Ende Februar 2021 mit der Abenteuerreihe fertig zu sein, wäre die richtige Entscheidung sehr viel früher gefallen.
So habe ich auch am NaNoWriMo nicht teilgenommen und prompt Anfang des November 2021 mehr als 30.000 Worte für ein spontanes Projekt zu Papier gebracht; in einer Woche.
Also gehe ich ziellos in das Jahr 2022. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ist eine Sache beendet, folgt die nächste. Unter dem Strich werde ich vermutlich mehr schaffen als mit festen Zielen.
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