

Beide Bücher könnten zeitlich kaum weiter auseinanderliegen. Hier die weit zurückliegende Vergangenheit, dort die nicht allzu weit entfernte Zukunft. Zudem ist eines ein Sachbuch, das andere ein Roman. Doch gibt es auch in diesem Fall Berührungspunkte, etwa die Feststellung, dass Geschichte immer offen ist. Nicht geschieht oder geschah zwangsläufig, alles hätte anders kommen können, es gibt weder Gott noch Schicksal noch irgendeine andere Macht, die etwas vorherbestimmt. Daran ändert auch die vielbeschworene »Pfadabhängigkeit« nichts.
Ich bin ein großer Freund der »Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung«, deren oft recht dicke Bände sich Themen in einer Ausführlichkeit widmen, die nicht selbstverständlich ist. Im Falle von Geschichte Spaniens in der Antike* kommt noch eine sehr interessant und seltene Perspektive hinzu. Die spanische Halbinsel ist über Jahrhunderte hinweg Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse gewesen, trotzdem habe ich sie bislang immer als Ort, als eine Art Bühne dafür gesehen.
Autor Pedro Barceló wechselt nun die Sichtrichtung und schaut, was dort vorgefallen ist und wie es auf die übrige antike (v.a. römische) Welt gewirkt hat. Das betrifft natürlich den zweiten römischen Krieg gegen die Karthager, aber auch die endlose Kette an blutigen Unterwerfungsfeldzügen der Römer und den dort ausgetragenen Schlachten während der langen Agonie der Bürgerkriege. Völkerwanderung und – ganz wichtig – die Unterwerfung durch die Araber runden das Bild ab.
Ein Stück in die Zukunft geht es mit dem Roman Blue Skies von T.C.Boyle. Die Welt geht hier nicht unter, sondern die Menschen. Ihre Lebensgrundlage schwindet, das deuten schon in den ersten Kapitel mehrere Textstellen eher beiläufig an. Überhaupt verzichtet der Autor auf alarmistisches Holzhammer-Schwingen, er setzt den Leser wie einen Frosch in einen Topf mit Wasser, das sich langsam erhitzt. Ein schönes Bild, das ich Amsterdam, verlorene Stadt *von Riees Rowaan entlehnt habe.
*Rezensionsexemplar
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