

Die Geschichte der georgischen Familie gleicht einem Höllenritt, der Aufbruch ins Weltall ist aus anderen Gründen kaum weniger dramatisch
Meine aktuelle Romanlektüre ist eine epische Familienerzählung, die in Georgien in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ihren Ausgang nimmt. Ein echter Wälzer mit mehr als eintausend Seiten, wie sich schnell zeigt schön erzählt und ohne die oft als Ausweg erzählerischer Armut gewählte Gewalt. Natürlich ist die Gewalt spürbar, schließlich geht es um russländisch-imperiale Geschichte. Abermillionen Menschen sind in Strömen von Blut inmitten von Kriegen, Revolutionen, Bürgerkriegen, Deportationen und Massenhinrichtungen ertrunken.
Autorin Nino Haratischwili lässt ihre Leser oft indirekt daran teilhaben, schildert die Folgen und Wirkungen der schrecklichen Ereignisse. Ihre Figuren begegnen den dramatischen Umstürzen nicht selten mit himmelschreiender Naivität und dem Drang, die Schrecken zu verdrängen, was gut ein Jahrzehnt nach Erscheinen von Das achte Leben (für Brilka) ja in mancher Hinsicht auch hier Realität geworden ist.
Der Roman ist das vierte Buch meines Lesevorhabens 12 für 2025.
Mit der Graphic Novel Der Aufbruch ins All von Arnaud Delalande (Autor), Éric Lambert (Illustrator), Anja Kootz (Übersetzerin) geht es scheinbar in eine wesentlich friedlichere Richtung: die Raumfahrt. Aber die hat durchaus schreckliche Wurzeln, etwa die V2, erdacht und entwickelt von Wernher von Braun während des Zweiten Weltkrieges. Tausende sind durch ihren Einsatz gestorben, mehr noch bei der Produktion.
Vor allem aber stellt sich die Frage: Soll man so große Ressourcen in die Weltraumfahrt stecken? Meine Antwort ist: ja. Ich bin sehr gespannt, welche weiteren Fragen bei der Lektüre aufkommen und wie sie beantwortet werden.