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Schlagwort: Historischer Roman (Seite 1 von 17)

Neue Lektüre: Raumfahrt und Höllenritt

Die Geschichte der georgischen Familie gleicht einem Höllenritt, der Aufbruch ins Weltall ist aus anderen Gründen kaum weniger dramatisch

Meine aktuelle Romanlektüre ist eine epische Familienerzählung, die in Georgien in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ihren Ausgang nimmt. Ein echter Wälzer mit mehr als eintausend Seiten, wie sich schnell zeigt schön erzählt und ohne die oft als Ausweg erzählerischer Armut gewählte Gewalt. Natürlich ist die Gewalt spürbar, schließlich geht es um russländisch-imperiale Geschichte. Abermillionen Menschen sind in Strömen von Blut inmitten von Kriegen, Revolutionen, Bürgerkriegen, Deportationen und Massenhinrichtungen ertrunken.

Autorin Nino Haratischwili lässt ihre Leser oft indirekt daran teilhaben, schildert die Folgen und Wirkungen der schrecklichen Ereignisse. Ihre Figuren begegnen den dramatischen Umstürzen nicht selten mit himmelschreiender Naivität und dem Drang, die Schrecken zu verdrängen, was gut ein Jahrzehnt nach Erscheinen von Das achte Leben (für Brilka) ja in mancher Hinsicht auch hier Realität geworden ist.

Der Roman ist das vierte Buch meines Lesevorhabens 12 für 2025.

Mit der Graphic Novel Der Aufbruch ins All von Arnaud Delalande (Autor), Éric Lambert (Illustrator), Anja Kootz (Übersetzerin) geht es scheinbar in eine wesentlich friedlichere Richtung: die Raumfahrt. Aber die hat durchaus schreckliche Wurzeln, etwa die V2, erdacht und entwickelt von Wernher von Braun während des Zweiten Weltkrieges. Tausende sind durch ihren Einsatz gestorben, mehr noch bei der Produktion.

Vor allem aber stellt sich die Frage: Soll man so große Ressourcen in die Weltraumfahrt stecken? Meine Antwort ist: ja. Ich bin sehr gespannt, welche weiteren Fragen bei der Lektüre aufkommen und wie sie beantwortet werden.

Ein Chateau in Frankreich

So beginnt der letzte Band der Buchreihe um die Piratenbrüder Joshua und Jeremiah – beim jetzigen Stand der Dinge jedenfalls. Es kann sich bis zur Veröffentlichung des Buches 2026 noch einiges ändern.

Auf dem Weg in die Bretagne machten wir 2016 in Blois für zwei Nächte Halt und besichtigten Chambord. Das war überwältigend. Dieser gewaltige Bau mit seiner genialen Wendeltreppe, den riesigen Räumen und weitläufigen Fluren, vor allem aber dem Dach, das wirkt, als habe jemand eine Art Spielzeugstadt aus reich verzierten Türmchen und Erkern errichten wollen.

Am Wochenende habe ich die Bilder von damals noch einmal herausgekramt und betrachtet. Was würden meine Piratenbrüder Joshua und Jeremiah wohl beim Anblick von Chambord denken? Joshua kennt aus England bzw. London prächtige Bauten, allerdings wäre dieses Chateau wohl trotzdem etwas Besonderes. Jeremiah ist in der Neuen Welt geboren und aufgewachsen, er wäre wohl überwältigt. Da müsste es nicht einmal Chambord sein, an der Loire stehen schließlich einige sehr prächtige Schlösser.

Was aber könnte Joshua und Jeremiah nach Frankreich führen?

Ein schier überwältigender Anblick: Chambord bei Blois.

Gegenwärtig sitzt ich an Opfergang – Piratenbrüder Band 7. Die Arbeit geht langsam voran. Pathetisch formuliert: Häuserkampf statt weitläufiger Durchbruch. Ich wühle mich Schritt für Schritt durch das vor drei Jahren fertiggestellte Rohmanuskript. Nichts davon bleibt so, wie es ist. Das meiste bereits Geschriebene streiche ich und schreibe die entsprechenden Passagen neu; einige Dinge schreibe ich um.

Ich weiß aus Erfahrung, dass ein Teil von dem jetzt Geschriebenen wahrscheinlich dem Rotstift im Lektorat zum Opfer fällt. Es ist auch durchaus möglich, dass der gesamte Teil, den ich jetzt verfasse, auf dem Manuskript komplett rausfliegt. Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Umwege dieser Art gehören bei mir zum Schreiben dazu.

Anders ist diesmal im Vergleich zu den Vorgängerromanen, dass ich bereits jetzt lektorierend streiche. Mehrfach habe ich ganze Seiten am Tag nach ihrer Entstehung wieder gelöscht. Das ist neu. Ich erhoffe mir davon nicht weniger Arbeit im Lektorat, sondern mehr Kapazität für andere Verbesserungen.

Eines ist aber so wie immer und  wird sich aber wohl nie abstellen lassen: aufkeimende Panik wegen der verstreichenden Zeit. Denn die Uhr tickt unerbittlich, auch wenn es sich um eine Sanduhr handelt.

Piratenbrüder – einfach auf das Bild klicken:

Neue Lektüre: Ein Roman von Leo Perutz und Daniel Kehlmann über Leo Perutz

2012 habe ich mir in meiner Stammbuchhandlung den Roman Der schwedische Reiter von Leo Perutz gekauft. Damals war ich noch Abonnent der Sueddeutschen Zeitung und habe gelegentlich einen Literaturtipp wahrgenommen. In diesem Fall gleich zwei, denn in dem Artikel über große Historische Romane wurde auch Die Explosion der Kathedrale von Alejo Carpentier genannt, das ich antiquarisch erwerben musste.

Von meinem Buchhändler musste ich erfahren, dass Leo Perutz wenig gelesen wird. Schade eigentlich, denn nicht nur Der schwedische Reiter, sondern auch alle anderen Bücher, die ich von dem vergessenen Autor mittlerweile gelesen habe, haben mir ausgesprochen gut gefallen. Für den Roman Der Meister des Jüngsten Tages bin ich sogar bereit gewesen, mich auf das von mir sonst gemiedene Feld des Mystery einzulassen, das in diesem Roman gestreift wird.

Nun also Perutz im Doppelpack. Nachts unter der steinernen Brücke wird oft als Hauptwerk des Autors beschrieben. Ich bin sehr gespannt, denn um einen gewöhnlichen Roman scheint es sich nicht zu handeln. Bemerkenswert ist die inhaltliche Vielfalt der Themen, denen sich Perutz in seinem Werk widmet.  Da kommt mir Daniel Kehlmanns Buch Über Leo Perutz ganz recht, das in der von Volker Weidermann herausgegebenen Reihe Bücher meines Lebens erschienen ist.

Neue Lektüre: Eine vernichtete Stadt (Pompeji) und kurioser Rettungsanker in höchster Not

Persönlich habe ich Pompeji noch nicht besucht, was unbedingt nachzuholen wäre. Immerhin kann ich auf den gleichnamigen Roman von Robert Harris (sehr gut!) und eine Verfilmung mit Game of Thrones-Star Kit Harrington und Kiefer Sutherland aus dem Jahr 2014 (Handlung geht so, tolle Bilder) verweisen. Da ich ohnehin gerade in Streifzügen durch das Römische Reich unterwegs bin, kam mir das Kompendium Pompeji* von Eva-Maria Schnurr und Martin Pfaffenzeller (Hg.) gerade recht.

Grundsätzlich sind derartige Zusammenstellungen eine wunderbare Möglichkeit, sich einen schnellen Zugang zu diversen Themen rund um einen Sachverhalt zu verschaffen (siehe: Die Sklaverei und die Deutschen*). Die Texte reißen einen Aspekt an und regen eventuell zum Weiterlesen an. Es handelt sich um die Darstellung von Facetten rund um das Leben der Einwohner von Pompeji, keine wissenschaftliche Darstellung. Was Wissenschaft leisten kann (und was nicht), wird aber auch diskutiert – wichtig in Zeiten von Schnell- und Kurzschlüssen insbesondere in den Sozialen Medien.

Den Roman von Jakob Hein mit dem sperrigen Titel Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste* ziert auf dem Cover eine stilisierte, weiße Taube (selbsterklärend) und eine Haschischpflanze (nicht ganz selbsterklärend). Dann ist da noch die Erinnerung an Franz Josef Strauß und den Milliardenkredit an die DDR, die bereits dem Bankrott entgegentaumelte, ein Rettungsanker in höchster Not, der Freund und (vor allem) Feind überraschte.

Die Hauptfigur ist nach einem Roman von Arnold Zweig (Streit um den Sergeanten Grischa) benannt, der im Gegensatz zu seinem literarischen Namensgeber leichtfüßig zu einer ausgesprochen kuriosen Tat schreitet.

*Rezensionsexemplar

Fertig!

Das Zitat könnte ein Motto für den Roman sein.

Ein kurzes Wort für einen langen Arbeitsprozess. Im Juni 2024 habe ich mit der Arbeit am Rohmanuskript von Verräter – Piratenbrüder Band 6 begonnen. Jetzt ist die inhaltliche Arbeit getan, das Korrektorat läuft und im März steht der Buchsatz an. Wenn die Druckfahnen geprüft sind, wird ein Probeexemplar gedruckt und von mir laut vorgelesen – die letzte Korrektur-Instanz bevor die Veröffentlichung erfolgt.

Das kurze Wort »fertig« bezieht sich auf die inhaltliche Arbeit, den mit Abstand wichtigsten Teil. Ein Rohmanuskript ist eine Großbaustelle. Kurioserweise habe ich vor der erneuten Lektüre oft das Gefühl, der Text wäre schon »reif«, zumindest reifer als die vorangegangenen Rohmanuskripte. Ein Irrtum.

Ein paar Zahlen zeigen das. Anfang Juni 2024 umfasste Verräter rund 74.500 Wörter, Ende Oktober 98.000 Wörter und  nun ist der Text auf weniger als 85.000 Wörter zusammengeschnurrt. Dem langwierigen Ausarbeiten folgt das Umarbeiten und Streichen, am Ende steht das Kürzen. Das ist traditionell schmerzlich, auch liebgewonnene Passagen, Formulierungen landen im Papierkorb.

Am Ende ist Verräter viel dramatischer geworden, als ich ursprünglich geplant habe. Das liegt nicht zuletzt an einem Loch im Handlungsfaden, das durch eine actionreiche Begegnung von vier Schiffen auf hoher See gefüllt wurde. Die Idee kam mir durch einen Hinweis auf Instagram. Ja, so etwas gibt es auch.

»Klar zum Entern!«
Mit einem harschen Krachen, Knirschen und Schaben stießen die Rümpfe der beiden Schiffe aneinander. Einige Granaten flogen durch die Luft, gedankenschnell griffen Männer danach und beförderten sie über Bord. Eine explodierte und riss einen Seemann in den Tod.
»Vorwärts!«

Verräter – Piratenbrüder Band 6

Mir fiel auf, dass ich gar kein klassisches Entergefecht in den ersten fünf Bänden erzählt habe. Damit bot sich unerhofft die Möglichkeit, einen weiteren Erzählfaden aus dem ersten Teil Eine neue Welt bei der Gelegenheit aufzugreifen und abzuschließen; meine Hauptfigur bekommt zudem die Möglichkeit, sich zu bewähren. Vor allem passt die merkwürdige Begegnung auf See ganz wunderbar in die allgemeine verworrene Lage, in der sich Henry de Roche und seine Mitstreiter beim Kampf gegen John Black befinden. Es gibt Antworten und einige neue Rätsel.

Schlachten haben – wie Sex-Szenen – nicht selten Alibi-Charakter. Ein Grund, warum ich Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin schätze, ist sein Umgang mit Schlachten. Martin hat anderes zu erzählen und so dauert es genreuntypisch lange, bis in dem Fantasy-Epos erstmalig eine Schlacht geschildert wird. Daher war ich froh, dass die Action auf See mehr zu bieten hat, als alibihafte Lückenfüllerei; die Kapitel sind für die Erzählbalance des Romans obendrein ein Segen.

Wie die Zahlen zeigen, habe ich den gesamten Roman grundlegend umgekrempelt und am Ende stark gestrafft. Ganze Kapitel sind dem Rotstift zum Opfer gefallen, der Beginn ist erneuert, auch gibt es ein neues, sehr kurzes Schlusskapitel, das mehr ein Epilog ist. Die Grundstruktur des Romans blieb allerdings unverändert. Darüber bin ich sehr froh, denn im zweiten Teil von Verräter machen die Piratenbrüder Bekanntschaft mit einer ungewöhnlichen Person an einem ungewöhnlichen Ort, der heute in Vergessenheit geraten ist.

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