Außer dem gleichen Anfangsbuchstaben haben beide Bücher nicht viel gemeinsam. Hier eine knappe Abhandlung über die letzte ptolemäische Königin Ägyptens, dort eine Auseinandersetzung mit dem vielleicht wichtigsten Phänomen der Gegenwart, der so genannten Künstlichen Intelligenz.
Bei Künstliche Intelligenzvon Manfred Spitzer zielt mein Interesse zunächst einmal darauf ab, einen Eindruck davon zu bekommen, was hinter dem Begriff eigentlich steht. »KI« kenne ich schon seit Jahrzehnten als Begriff, um zu Beschreiben, was ein Computer in einem Videospiel wie macht. Meist war das in Strategiespielen recht dürftig, vielleicht habe ich mir auf diesem Weg eine (zu) negative Haltung gegenüber Künstlicher Intelligenz angeeignet. Diese Einschätzung infrage zustellen und zu korrigieren, ist wichtig.
Ganz anders liegen meine Interessen bei Kleopatra* von Ann-Cathrin Harders. Die ptolemäische Herrscherin des reichsten Landes in ihrer Zeit ist mir zuletzt mehrfach bei der Lektüre begegnet. Sie war als Partnerin von Julius Caesar und Marcus Antonius von großer Bedeutung, ist mit ihr doch auch die letzte Schlacht der Römischen Republik vor dem Übergang zum Prinzipat verbunden.
Die Überlieferung hat einen Wust an Mythen, gezielten Herabwürdigungen, Verengungen und schärfsten Angriffen hinterlassen, der bis heute wirkmächtig ist. Die Römer haben gewonnen, ihre Gegner haben gewonnen, sie an der Seite des unterlegenen Marcus Antonius verloren. Die Sieger schreiben Geschichte. Entscheidend ist aber doch, welche Handlungsmöglichkeiten eine Herrscherin in einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft hatte und wie sie diese für sich (nicht) genutzt hat.
Die Geschichte der georgischen Familie gleicht einem Höllenritt, der Aufbruch ins Weltall ist aus anderen Gründen kaum weniger dramatisch
Meine aktuelle Romanlektüre ist eine epische Familienerzählung, die in Georgien in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ihren Ausgang nimmt. Ein echter Wälzer mit mehr als eintausend Seiten, wie sich schnell zeigt schön erzählt und ohne die oft als Ausweg erzählerischer Armut gewählte Gewalt. Natürlich ist die Gewalt spürbar, schließlich geht es um russländisch-imperiale Geschichte. Abermillionen Menschen sind in Strömen von Blut inmitten von Kriegen, Revolutionen, Bürgerkriegen, Deportationen und Massenhinrichtungen ertrunken.
Autorin Nino Haratischwili lässt ihre Leser oft indirekt daran teilhaben, schildert die Folgen und Wirkungen der schrecklichen Ereignisse. Ihre Figuren begegnen den dramatischen Umstürzen nicht selten mit himmelschreiender Naivität und dem Drang, die Schrecken zu verdrängen, was gut ein Jahrzehnt nach Erscheinen von Das achte Leben (für Brilka) ja in mancher Hinsicht auch hier Realität geworden ist.
Mit der Graphic Novel Der Aufbruch ins All von Arnaud Delalande (Autor), Éric Lambert (Illustrator), Anja Kootz (Übersetzerin) geht es scheinbar in eine wesentlich friedlichere Richtung: die Raumfahrt. Aber die hat durchaus schreckliche Wurzeln, etwa die V2, erdacht und entwickelt von Wernher von Braun während des Zweiten Weltkrieges. Tausende sind durch ihren Einsatz gestorben, mehr noch bei der Produktion.
Vor allem aber stellt sich die Frage: Soll man so große Ressourcen in die Weltraumfahrt stecken? Meine Antwort ist: ja. Ich bin sehr gespannt, welche weiteren Fragen bei der Lektüre aufkommen und wie sie beantwortet werden.
Nicht nur der Inhalt des Buches ist großartig, auch das Buch selbst wunderschön. Ich habe es gern zur Hand genommen und die Reise durch die Geschichte der Zeitmessung angetreten. Cover C.Bertelsmann, Bild mit Canva erstellt.
Es ist zutiefst paradox, dass Maria Stuarts Uhr, ein mächtiger religiöser Talisman einer katholischen Frau in einem ungastlichen protestantischen Land, sehr wahrscheinlich von einem protestantischen Kunsthandwerker in einem ebenso feindseligen katholischen Frankreich geschaffen wurde.
Rebecca Struthers: Uhrwerke
Für dieses Buch sollte man sich ein wenig Zeit nehmen. Das ist mehr als ein unbeholfener Versuch, die Buchbesprechung von Uhrwerke von Rebecca Struthers mit einem Wortspiel einzuleiten. Zeit ist die kostbarste aller Ressourcen im Leben des Menschen. Ist der Mensch frei, steht er aber unter dem Entscheidungsdruck, die Zeit, die ihm gegeben ist, sinnvoll zu füllen.
Und schwups – sind wir mitten im Thema. Auf die Frage, wie man seine Zeit »sinnvoll« füllen kann, gab es zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Seiten recht unterschiedliche Antworten. Uhrwerke spielten dabei eine wichtige Rolle, denn die Geschichte der Zeitmessung ist eng verflochten mit den jeweiligen Zeitläuften und Weltsichten. Die wechselseitigen Einflüsse sind frappierend.
In einem der interessantesten Kapitel erzählt Rebecca Struthers, die als Uhrmacherin ihre Berufung gefunden hat, über den Einfluss, den die religiöse Einstellung auf die Gestaltung einer Uhr hatte. Puritanische Uhren zur Zeit Oliver Cromwells etwa stellten einen krassen Bruch mit den vorherigen Formuhren dar. Sie waren schlicht und bar jeglicher Verzierungen.
Diese Uhren waren ein Spiegelbild puritanischer Weltsicht, die sich auch in anderer Hinsicht niederschlug, etwa der Mode. Wichtiger noch als das Äußere ist der ideelle Wert von Zeit (und damit auch eines mechanischen Zeitmessers). Für Müßiggang war kein Platz in Gottes Welt, die geschenkte Zeit musste genutzt werden. Alles andere galt als Laster und Sünde mit Folgen im Jenseits. (Was die Herrschaften wohl zu Instagram und anderen modernen Zeit-Fallen zu sagen hätten?)
Zu den großen Stärken von Uhrwerke gehört, dass die Autorin Brücken von der Uhrmacherkunst im Laufe der Jahrhunderte zu ihrer eigenen Person schlägt. Sie schildert beispielsweise jene obskuren Schuldgefühle, wenn sie »zu wenig gearbeitet oder zu lange geschlafen« habe. Uhrwerke befasst sich also keineswegs nur mit der Mechanik, sondern auch damit, wie diese den Menschen prägen kann und das über Jahrhunderte.
When I think of all the good time that′s been wasted having good times
(Eric Burdon and the animals)
Ich musste an diese Liedzeile denken, die zwar anders gemeint sein dürfte, für mich aber genau dieses Verschwender-Gefühl ausdrückt. Das erste »good times« könnte das puritanische sein, das zweite für die verschwendeten Stunden des Müßiggangs stehen. Anregende Gedanken, denn die Frage stellt sich, ob der Geist des puritanischen Arbeitseifers in Form eines preußischen Ablegers etwa auch in mir wirkt (obendrein klischeehaft) oder nicht.
Mehrfach wird deutlich, wie sehr Begebenheiten, die Jahrhunderte zurückliegen, bis in die Gegenwart wirken. Da wären die Hugenotten, die nach endlosen Kriegen und Massakern, einem Toleranzedikt, das immer mehr aufgeweicht und schließlich 1685 brutal aufgehoben wurde, vor der Wahl standen, Katholiken zu werden oder auszuwandern.
Einige davon sind nach Preußen gezogen, die Mehrheit in die Vereinigten Niederlande, aber auch auf die britischen Inseln und die Schweiz. Zu ihnen gehörten viele Uhrmacher, die in ihrer neuen – nun, ja – Heimat ihrer Tätigkeit nachgingen. Sie spielten eine »zentrale Rolle bei der Entwicklung der britischen und Schweizer Uhrenindustrie«.
Gedankt wurde es vielen jedoch nicht, ein Schicksal, von dem bis in die Gegenwart Migranten aller Art ein Lied singen könnten. Das nachfolgende Zitat über den hugenottischen Uhrmacher David Bouguet, der aus Frankreich nach London geflohen war, verdeutlich beispielhaft die seltsame Zwitterexistenz als geachteter Könner und angefeindeter Fremdling.
In der einen Minute war er für reiche Gönner tätig, die sein Werk bewunderten, respektierten und schätzten, in der nächsten wurde er auf der Straße als „französischer Hund“ (oder übler) beschimpft.
Rebecca Struthers: Uhrwerke
Auch der hellste Stern am Firmament der Uhrmacherei, Abraham-Louis Breguet, musste Frankreich für einige Jahre verlassen. Er floh allerdings vor dem Terror unter den Jakobinern. Die Flucht gelang dem Genie unter Mithilfe von Jean-Paul Marat, dem er selbst einmal zu Hilfe geeilt war. Für einige Jahre musste der brillante Uhrmacher in der Schweiz arbeiten, ehe er zurückkehren konnte.
Brequet hat der Anfertigung von Uhren eine ganze Reihe von technologischen Impulsen gegeben. Wie groß Brequets Einfluss war, zeigt die Tatsache, dass bis heute einige von seinen Fortschritten unverändert zur Anwendung kommen. Auch beim Thema Innovation ist die Geschichte der Uhrmacherei brandaktuell.
Die ersten Uhrwerke mussten in Türmen untergebracht werden. Der Weg zur Armbanduhr mit vielen zusätzlichen Funktionen (Komplikationen) war entsprechend weit; analog ist die Entwicklung von den Computern zum Smartphone gewesen und wird auch bei weiteren technologischen Erfindungen sein – Batteriespeicher, Elektromotoren, medizinische Geräte etc. Uhrwerke ist auch ein Anlass für ein wenig Vertrauen in die menschliche Schöpfungskraft.
Sie [die Nachbauten und Fälschungen] leisteten einen großen Beitrag dazu, dass Uhren bezahlbar wurden, und ebneten damit nachfolgenden Unternehmen den Weg, sie wirklich allen Menschen zugänglich zu machen.
Rebecca Struthers: Uhrwerke
Die Verbreitung von Uhren hat Begehrlichkeiten geweckt. Taschendiebe und Fälscher tieben ihr Unwesen. Struthers geht den Fälschungen in einem eigenen Kapitel nach und kommt zu einem recht überraschenden Ergebnis. Es ist die Schattenseite der leuchtenden Innovationen des 18. Jahrhunderts, zu denen auch die Schiffschronometer gehörten. Doch hatten die Fälschungen einen ungewollt positiven Effekt, wie das Zitat zeigt.
Uhrwerke erzählt auch von den Schattenseiten, die mit den Uhren im Frühkapitalismus Einzug hielten. Die gnadenlose Ausbeutung der Fabrikarbeiter in den Produktions-Höllen des beginnenden Industriezeitalters ab 1760 lässt schaudern. Erstaunlich auch, wie sehr die Art der Zeitmessung peu á peu die gesamte Welt strukturierte, wie sehr Moden (Radfahren!) oder Entdeckungsfahren/-flüge/-reisen auf Zeitmesser angewiesen waren. Das Schicksal der Uhrmacherei auf den britischen Inseln kann als Warnung gelesen werden – etwa für die deutsche Autoindustrie.
Bei allem anderen, was mir an Uhrwerke von Rebecca Struthers so gut gefallen hat, ist das Buch auch eine Augenweide. Zur Gestaltung kann man Verlag und Autorin nur gratulieren, wie natürlich auch zum Inhalt, der einen weiten Bogen schlägt vom ersten Zählinstrument zu Atomuhren. Wie immer nach der Lektüre eines klugen, gut informierten und schön erzählten Sachbuchs ist der Leser hinterher ein bisschen klüger. Das gilt besonders auch für Uhrwerke.
*Rezenstionsexemplar
Rebecca Struthers: Uhrwerke Eine Uhrmacherin erzählt die Geschichte der Zeitmessung Aus dem Englischen von Christiane Wagler C.Bertelsmann 2024 Gebunden 336 Seiten ISBN: 978-3-570-10549-8
Wegen der dürftigen Quellenlage ist die Beschäftigung mit dem Thema Wikinger gernerell schwierig, im Falle der Frauen dank der patriarchalischen Gesellschaft noch problematischer. Doch treten dem modernen Leser spektakuläre Frauen gegenüber, die ihre Handlungsspielräume genutzt haben.
Ist die Annahme übertrieben, dass fiktionale Werke, vor allem Filme und Serien, das Geschichtsbild stärker beeinflussen als es Schule oder Sachbücher jemals könnten? Im Falle der Wikinger war die Serie Vikingssicherlich prägend. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass Sachbücher zu dem Thema darauf Bezug nehmen, um etwa richtigzustellen oder zu verdeutlichen. So fließen auch in Walküren von Johanna Katrin Friðriksdóttir Hinweise auf Vikings ein, aber auch auf Game of Thrones.
Insbesondere die Darstellung von Lagertha in Vikings hat für Aufsehen gesorgt. Allein die Frage, ob es Schildmaiden gab, bewegte die Öffentlichkeit. Frauen mit Schild und Schwert auf einem für die Wikinger so typischen Raub- und Kriegszug? Ist das reine Fiktion oder war das Wirklichkeit? Die Filmfigur Lagertha schlüpft sogar in die Rolle eines Jarl, sie steigt zu einer selbstständigen Herrscherin auf. Die Frage nach historischen Frauen in diesen Rollen wird von Friðriksdóttir wird im Falle der Kriegerin mit einem zurückhaltenden »Nein« beantwortet.
Das mag enttäuschen, ein Empfinden, das jenen blüht, die mit überzogenen Erwartungen an die Lektüre von Walküren gehen. Tatsächlich legt die Autorin manche Überlieferung als Beleg protofeministischer Handlungs- und Sichtweisen aus, doch sucht man nach der starken, unabhängigen Wikingerfrau in der patriarchalischen Welt der Nordmänner vergeblich. Die Spielräume für Frauen waren sehr eng, aber es gab Ausnahmen. Gelegenheit schafft Möglichkeiten (und auch den Zwang) zur Verwirklichung eigener Ideen und Absichten.
Es gab zwar nur wenige unabhängige Siedlerinnen, aber die Quellen legen nahe, dass ihre Unabhängigkeit häufig eher den Umständen als einer subversiven Natur geschuldet war.
Johanna Katrin Friðriksdóttir: Walküren
Aus der Wikingerzeit dringt dröhnendes Schweigen zu uns. Die Quellenlage ist problematisch, von einer historischen »Wirklichkeit« zu sprechen, ist in diesem Fall besonders schwierig. Die Wikinger haben faktisch keine zeitgenössischen Schriften hinterlassen, die Forschung ist auf wortkarge Runensteine, Archäologie, Quellen von Reisenden & Opfern sowie Jahrhunderte später niedergeschriebenen Sagas angewiesen.
Friðriksdóttir widmet sich diesem Problem, ohne den Leser mit den fachtypisch oft spröden Abhandlungen zu quälen. Die größere Lesbarkeit verschleiert nicht den Vorbehalt, unter dem viele Aussagen zwangsläufig stehen müssen. Die Sagas können – wie viele andere mittelalterliche Quellen auch – nicht wörtlich genommen werden. Sie sind aber in manchen Gesichtspunkten Spiegel einer vielfältigen und natürlich auch widersprüchlichen Lebenswirklichkeit. Bestimmte (Alltags-)Muster zu identifizieren ist eine der Absichten von Walküren.
Aus den Sagas lassen sich mittelbar Erkenntnisse ableiten, insbesondere wenn diese sich durch archäologische Funde oder Informationen von Runensteinen stützen lassen. Eine der spannendsten Überlieferungen ist die über eine verwitwete Frau, die Straßen und Brücken »erbaut«, also aus ihrem Vermögen finanziert hat. Sie war keineswegs singulär, von dieser spektakulären Tätigkeit (und dem erstaunlichen Handlungsspielraum) erfährt die Nachwelt von einem Runenstein und aus Sagas.
Ein einzelnes Wort aus einer einzigen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert kann jedoch nicht als hinreichender Beleg für die Teilnahme an Schlachten durch Frauen in der Wikingerzeit angesehen werden.
Johanna Katrin Friðriksdóttir: Walküren
Besonders gut hat mir die Entscheidung der Autorin gefallen, ihr Buch entlang des Lebenszyklus einer Frau in der Wikingerzeit zu strukturieren. In sechs Kapiteln werden die Lebensabschnitte von Säuglingsalter und der Kindheit bis zu Alter und Tod geschildert, eine ebenso einfache wie für dem Leser nahestehende Vorgehensweise. Friðriksdóttirs Ziel besteht darin, die (Handlungs-) Spielräume von Frauen in der Wikingerzeit auszuloten.
Den Anfang bildet eine tolle Einleitung über die titelgebenden „Walküren“ sowie die Göttin Freya. Mir war bis zu dem großartigen Buch Die wahre Geschichte der Wikinger von Neil Price unbekannt, dass es neben Odins Walhalla auch noch eine zweite Halle für gefallene Krieger gab: Freyas Sessrumnir. Das ist ein typischer Vorgang, dass der Referenzrahmen der historischen Forschung (Das Geschenk des Orest) zwangsläufig eine Vorauswahl trifft, was gesehen wird und was nicht.
Zumutungen inhaltlicher Art bleiben nicht aus. Wenn es etwa um das Thema Kindertötung geht, wird dem modernen Leser mulmig. Es liegt auf der Hand, dass die Verhältnisse des Aufwachsens vor mehr als eintausend Jahren dramatisch von denen in einer hochtechnisierten Welt verschieden waren. Die bisweilen brutale Fremdheit der Zeit trifft den Leser mit großer Wucht.
Es ist schlichtweg ausgeschlossen, ein Schwert zur Hand zu nehmen und damit auf Anhieb umgehen zu können.
Johanna Katrin Friðriksdóttir: Walküren
Und wie steht es nun mit Kriegerinnen? Fridriksdóttir behandelt das Thema vielschichtig und differenziert. Wenn es etwa um das berühmte und in der breiten Öffentlichkeit diskutierte Grab in Birka geht, das bis zu einer genetischen Untersuchung wegen der Grabbeigaben als „Kriegergrab“ ausgelegt wurde, wird deutlich, wie schwer eine Einschätzung fällt. Die Person in dem Grab war weiblichen Geschlechts. Der Kurzschluss, es handele sich damit um den Beweis für die Existenz einer „Kriegerin“, liegt durchaus nahe.
Die Autorin hegt diese Auslegung auf mehrfache Weise ein. Da wäre zum einen die verschwindend geringe Zahl an Gräbern, die Frauen mit der Beigabe von Schwertern (drei) und anderen Waffen (siebzehn) beinhalten. Die Interpretation der Grabbeigaben hat sich in jüngster Zeit so weit gewandelt, dass man nicht mehr einfach von der Beigabe auf die Persönlichkeit, Tätigkeit des Bestatteten und seine soziale Stellung schließen kann.
An anderer Stelle geschieht das in Walküren sehr wohl, was auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt. Doch sind »Waagen, Textilwerkzeuge und Nähkästchen« sehr viel gewöhnlicher und verbreiteter als ein Schwert (eine seltene Waffe bei den Wikingern), zweitens ist Textilverarbeitung anderweitig hinlänglich bezeugt. Schwieriger wird es bei den mysteriösen Stäben in manchen Frauengräbern, aus denen geschlossen wird, dass es sich um ein »emblematisches Symbol ihrer Rolle und Autorität« als Seherin handelt. Sollte man also analog dazu doch von der Grabbeigabe Schwert auf eine Leben der Toten als Kriegerin schließen?
Moderne Welt- und Menschensichten fließen in die Überlegungen von Fridriksdóttir mit ein. Die klugen Rückschlüsse werden dabei zwangsläufig ein wenig unscharf. Auch wenn die Zeitgenossen nicht das Konzept der „Kriegerin“ kannten, kann man den Begriff heute verwenden, sonst wäre der Begriff Wikinger auch problematisch. Die Frage ist jedoch, nach was wird eigentlich gesucht? Es ist ein Unterschied, ob eine Frau in einer Notlage zur Waffe greift, an einem Raubzug oder einer Landnahme teilnimmt oder gesellschaftlich als „Kriegerin“ auftrat und akzeptiert wurde.
Unsere Kultur ist seit jeher geneigt, Stärke mit Körperkraft und der Fähigkeit zur Unterwerfung anderer zu assoziieren – zumindest in Kontexten wie der Wikingerzeit. Statt unser Verständnis entsprechend anzupassen und zu erweitern, schwärmen wir von Frauen, die „so stark wie Männer“ waren.
Johanna Katrin Friðriksdóttir: Walküren
Interessanter sind andere Gesichtspunkte, wie das ausführliche Zitat zeigt. Bernhard Jussen hat in seinem Buch Das Geschenk des Orest auf die Bedeutung des Referenzrahmens für die historische Forschung hingewiesen, die zum Beispiel für die Auswahl und Einordnung von historischen Quellen entscheidend sei. Wie das Zitat zeigt, gilt das auch für die Fragen, die an die Vergangenheit gerichtet werden, die darüber bestimmen, was gesucht wird. Wer nach „männlicher“ Stärke bei Frauen sucht, grenzt andere Formen der „Stärke“ aus.
Ganz praktisch wäre zu diskutieren, ob der Rückschluss vom eher zierlichen Körperbau der Toten im berühmten Grab von Birka den Gebrauch eines Schwertes in der Schlacht ausschließt oder nicht. Völlig zurecht verweist Friðriksdóttir darauf, dass man nicht einfach ein Schwert in die Hand nehmen und kämpfen kann – jedenfalls nicht im Sinne eines ausgebildeten Kämpfers.
Das gilt auch für das Schild und besonders für Kampftaktiken á la Schildwall. Die Ausbildung kostete Zeit, die Frauen nicht hatten. Sie hatten in der Welt der Wikinger allein durch ihre Fruchtbarkeit wesentlich schlechtere Voraussetzungen, eine Ausbildung zur Kriegerin zu durchlaufen. Allerdings sollten die Schildmaiden laut Sagas unverheiratet sein, was dem Argument etwas Durchschlagskraft entzieht.
Für die überwältigende Mehrzahl der Männer der damaligen Zeit galt auch, dass sie keine »Zeit« zur Kampfausbildung hatten. Diese Männer waren demnach auch keine Krieger in sozialer Hinsicht, was nicht heißt, dass sie nicht gekämpft haben. Zu allen Zeiten haben unausgebildete und schlecht bewaffnete Kämpfer auf den Schlachtfeldern gefochten. Kämpfen allein macht noch keinen Krieger oder Kriegerin im Sinne eines sozialen Status.
Das ausführliche Beispiel verdeutlicht die Schwierigkeiten, mit denen die historische Forschung beim Thema Frauen in der Welt der Wikinger zu kämpfen hat. Einfache Antworten verbieten sich, der Leser muss letztlich aushalten, dass viele Dinge ungeklärt und widersprüchlich bleiben. Das allein macht das Buch wertvoll, gerade in einer Gegenwart, die von Weltverschlichtern geradezu überrannt wird. Walküren zeigt aber auch spektakuläre Frauengestalten, etwa die im berühmten Oseberg-Schiffsgrab bestatteten Frauen, die ein geheimnisvoller Schleier der Ungewissheit um gibt.
[Rezensionsexemplar]
Johanna Katrin Friðriksdóttir: Walküren Frauen in der Welt der Wikinger Aus dem Englischen von Franka Reinhart und Viktoria Topalova C.H.Beck 2024 Gebunden 306 Seiten ISBN: 978-3-406-81754-0
Gefängnisse in den USA sind Teil der Unfreiheit, so Timothy Snyder in seinem ebenso bereichernden wie herausfordernden Buch, das dem Leser reichlich Anlass zum Nachdenken bietet. Cover C.H. Beck, Bild mit Canva erstellt.
Die Maschinen (d.h. Algorithmen) sperren uns in festere Schubladen: ethnische Herkunft, Geschlecht, Einkommen, Wohnort; sie definieren uns durch unsere wahrscheinlichsten Zustände, durch das, was wir online oder unter Überwachung tun, nicht durch das, was wir auf Berggipfeln oder unter Wasser oder bei lauter Musik oder in unseren Träumen tun.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Es gibt Bücher, an denen führt kein Weg vorbei. Timothy Snyders Über Freiheit gehört für mich dazu. Seit der amerikanische Historiker sein Buch Bloodlands veröffentlicht hat, lasse ich mir gern vom ihm die Welt und seine Sicht darauf erklären. Bloodlands hat meine Perspektive auf Gegenwart und Geschichte derart nachhaltig und tiefgreifend verändert, wie es bei Büchern selten der Fall ist (Ganz normale Männer von Christopher Browning wäre ein anderes Beispiel), dass ich immer sehr gespannt bin, wenn etwas Neues von ihm veröffentlicht wird.
Über Freiheit wäre ein Buch, das man FDP-Anhängern ganz dringend zur Lektüre empfehlen würde. Deren immer und überall postuliertes »Freiheit« ist hohl wie eine leere Dose, reduziert auf Fingerhutgröße und wird dem Begriff nicht gerecht. Die formelhafte Aushöhlung des Wortes wird in Über Freiheit schön aufgezeigt. Wie umfassend und durchaus vielschichtig »Freiheit« ist, zeigt sich schon auf den ersten Seiten des Buches. Auch wird deutlich, dass Synder es sich und seinen Lesern nicht leicht machen will.
Grundsätzlich ist man gut beraten, bei allem Gedankengut, das aus den USA über den Atlantik herüberschwappt, der Verlockung zu widerstehen, das eins zu ein auf Deutschland und Europa zu übertragen. Ein herrliches Beispiel ist die These, es gebe keinen Rassismus gegen Weiße. Selbst in den USA darf das bezweifelt werden, in Europa ist es schlichtweg falsch und zwar auf allen Bedeutungsebenen. Man braucht dazu nicht einmal den berüchtigten »Generalplan Ost« zu exhumieren, es reicht ein Blick auf das, was über die Ukraine und ihre Bewohner gesagt wird. Aus Russland, aber auch aus dem Westen, kommt eine Menge Rassismus, offenem und verdecktem.
Freiheit kann nicht gegeben werden. Sie ist kein Erbe. […] In dem Moment, in dem wir glauben, das Freiheit gegeben ist, ist sie weg.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Diese Vorsicht ist auch für Über Freiheit von Timothy Snyder angebracht. Wenn dort beispielsweise etwas über das wirtschaftliche und soziale System gesagt wird, meint es vor allem das der USA, nicht aber das der Europäischen Union und erst recht nicht das einzelner europäischer Staaten mit ihren vielfältigen Eigenheiten. Selbstverständlich gibt es globale Einflüsse, die besonders von den USA beeinflusst werden. Trotzdem gibt es dramatische Unterschiede und die sollte man immer im Hinterkopf haben.
Man sollte sich also einerseits davor hüten, die Kritik unreflektiert zu übertragen, andererseits auch keine Kritik am Buch selbst üben, weil das der eigenen Sicht des spezifisch deutschen respektive europäischen Systems widerspricht. Sonst landet man zwangsläufig bei Plattitüden auf der Ebene von »Kapitalismuskritik« oder »Globalisierungskritik«. Man sollte das ernst nehmen, denn nicht umsonst sagt Snyder sagt selbst über sein Vorhaben:
Ich wurde gefragt, wie ein besseres Amerika aussehen könnte. Dies hier ist meine Antwort.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Snyder beginnt sein Buch aber mit einer europäischen Perspektive. Das Vorwort von Über Freiheit ist im Zug von Kyjiw nach Westen geschrieben worden. Das ist in mehrfacher Hinsicht symbolträchtig, denn in der Ukraine entscheidet sich tatsächlich das Schicksal der gesamten Welt für die kommenden Jahre, eventuell Jahrzehnte. Hält die Ukraine dem russländischen Angriffskrieg stand, hält vor allem der Westen dem seit Jahren von Russland geführten hybriden Krieg gegen sein demokratisches und offenes System stand, dann wird vielleicht Schlimmeres abgewendet werden können. Ein Angriff Chinas auf Taiwan etwa, dessen Folgen derart dramatisch sein würden, dass die Turbulenzen aus dem Krieg Russlands recht bescheiden erscheinen mögen.
In der Ukraine wurden von der russländischen Armee im Jahr 2022 Gebiete besetzt und im gleichen Jahr von ukrainischen Streitkräften »befreit«. Snyder erzählt von Marija, einer 85 Jahre alten Dame, die in einer Notunterkunft bei Psad-Pokrovske lebt, nachdem die Invasoren vertrieben wurden. Der Ort wurde befreit, sie wurde befreit – doch ist sie auch frei? Synder verneint. Er hält den Begriff »Befreiung« für irreführend, »Deokkupation«, wie ihn die Ukrainer gebrauchen, erscheint ihm passender. Denn so erst könnte man die Frage stellen, was eigentlich nötig ist, um »frei« zu sein. Konkret: Was fehlt Marija zur »Freiheit«?
Freiheit ist nicht nur die Abwesenheit des Bösen, sondern auch die Anwesenheit des Guten.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Snyders Mission ist, dem allzu oft gebrauchten, missbrauchten Wort »Freiheit« wieder Leben einzuhauchen, der bloßen Hülle ein Wesen zu geben. Er will den Begriff definieren. Seine amerikanischen (!) Landsleute gebrauchten den Begriff oft als Abwesenheit von etwas, von Besatzung, Unterdrückung, einer Regierung. Das nennt er »negative Freiheit«, der eine »positive Freiheit« gegenüberstellt. Das Begriffspaar wirkt zunächst schematisch und auch konturlos, die Beispiele aber, wie zum Beispiel Ukrainer Freiheit definieren, beinhalten allesamt etwas Positives.
In der Ukraine betrachten laut Snyder die Menschen Städte und Orte erst dann als befreit, wenn der Bahnverkehr wieder funktioniert. (Im Gegensatz sind die Ansiedlungen, die von russländischen Soldaten »befreit« wurden, zerstört.) Die Struktur ist also wiederhergestellt, doch muss sie erst gefüllt werden, um von Freiheit zu sprechen. Die Möglichkeit zur Mobilität ist ein zentraler Punkt für Freiheit, doch muss der Mensch sie auch selbst nutzen, um Freiheit zu erlangen. Sie ist weder einfach so da noch dauert sie an oder kann vererbt werden. Umgekehrt kann eine Voraussetzung für Freiheit bzw. Unfreiheit sehr wohl vererbt werden, Vermögen bzw. vererbte Armut.
Auf insgesamt sechs Feldern versucht sich Snyder dem Phänomen Freiheit anzunähern: Souveränität, Unberechenbarkeit, Mobilität, Faktizität, Solidarität und Regierung. Die Auswahl überrascht vielleicht, damit hätte das Buch den Punkt der »Unberechenbarkeit« schon mal erfüllt. Doch das ist nur die Form, die grobe Struktur, die Snyder mit durchaus verblüffendem Inhalt füllt. Der Autor mutet seinen Lesern einiges zu, etwa die nicht ganz einfache Unterscheidung zwischen »Körper« und »Leib«, bei der er auf die deutsche Philosophin Edith Stein und die französische Philosophin Simone Weil zurückgreift. Er wendet sich Politik-Bereichen zu, die von Macho-Politikern gern als »Gedöns« abgetan wurden und werden.
Eine Gesellschaft, der die Freiheit am Herzen liegt, würde diese Menschen [Care-Tätigkeiten wie Erzieherinnen, Lehrer, Pflegerinnen] mit Respekt behandeln und sie ordentlich bezahlen.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Für Snyder ist essentiell, dass Freiheit aus dem Menschen heraus erwächst und in die Welt hineinwirkt. Das Individuum ist dabei nie allein, isoliert, keine »Ich-AG«, sondern gerade in den ersten Lebensjahren auf andere zwingend angewiesen. Erst in der Verbindung zu anderen wird die Voraussetzung geschaffen, Freiheit und damit Autonomie entstehen zu lassen. Isolierte Kinder, wie sie die Realität tatsächlich kennt, können sich nicht entwickeln und auch nicht frei sein.
Snyders Ansatz ist auf den Menschen zugeschnitten und sehr persönlich ausgestaltet, zunächst spielen »große Politik« oder gar »Geopolitik« gar keine Rolle. Das politische System kommt dabei aber nicht zu kurz, wie der Rückgriff auf Václav Havel zeigt. Das Kapitel heißt »Unberechenbarkeit« und beschäftigt sich mit der Tyrannei durch Berechenbarkeit. Statt der bis 1968 bekannten brutalen Unterdrückung mit militärischen Mitteln setzten die Regime unter dem roten Banner des Kommunismus in der Zeit danach auf Bildschirme.
Wichtig ist dabei, dass diese Form der Unfreiheit nichts mehr mit der Ideologie von Marx, Engels, Lenin oder anderen kommunistischen Denkern zu tun hatte, sondern mit Breshnews Ziel, das seit 1945 bestehende Imperium zu erhalten. Die Bildschirme dienten demzufolge nicht dazu, sozialistische Ideen zu verbreiten, sondern die Konformitäts-Formeln zu streuen und den Zuschauern einzureden, es gäbe nur diese eine und sonst keine Form der politisch-sozialen Ordnung.
In den Führungszirkeln der Sowjetunion nach 1968 glaubte niemand mehr an Sozialismus, in den Rängen der Partei und ihrer Formationen sicher auch viele nicht. Lippenbekenntnisse statt Überzeugung dürften vielleicht auch für die Mehrheit der Menschen das Wesen ihres politischen Lebens gewesen sein. Allerdings hat Zustimmung und Nachbeten einen Haken, nämlich dass diese auf eine Form reduzierte, entleerte Normalität auf den Menschen rückkoppelt.
Sie [die Normalisierung] ist die Gewohnheit, das zu sagen (und dann zu denken), was notwendig erscheint, während man implizit (und dann explizit) übereinstimmt, dass nichts wirklich wichtig ist.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Das ist frappierend. Wenn nichts wichtig ist, dann ist alles egal und implizit durch fehlende Werte auch erlaubt. Das ist der Kern der Putin-Propaganda, die im Grunde genommen keine echte Propaganda mehr ist, sondern eine Weiterentwicklung. »Alles ist Scheiße« steht am Ende einer immer widersprüchlicher, einander letztlich ausschließender Flut von Informations-Müll, der »Lügenkaskaden« (Anne Applebaum). Ohne jeden moralischen Maßstab lässt sich alles rechtfertigen, der Zwang zur Rechtfertigung entfällt.
Über die Bildschirme heute flimmern nicht nur die TV-Programme wie zur Zeit von Václav Havel, auf den Nutzer stürzt eine unüberschaubare, überwältigende Flut an Informationen ein. Zu allem Gesagten kommt noch die rein quantitative Überforderung hinzu, mit der Folge, dass viele Zeitgenossen nicht mehr mit, sondern im Internet »leben« oder wie Snyder sagt: »im Bildschirm«.
Hinter dem, was wir sehen, stehen Algorithmen, die berechnen und berechenbar machen, was der Nutzer sieht; damit wird der Mensch berechenbar und verliert seine Freiheit, wenn man der Analyse von Snyder folgt. Die so genannten Sozialen Medien buhlen um Aufmerksamkeit, um Zeit und bedienen sich dabei jener Tricks, durch die einer Sucht verstärkt werden. Wie alle anderen Süchte ist das eine kurzzeitig bequeme Form, den Herausforderungen des wirklichen Lebens auszuweichen, eine dicke, dichte Schutzschicht zwischen sich und die Welt zu packen, wie es eine von OxyContin abhängige Künstlerin in Imperium der Schmerzen von Patrick Radden Keefe formulierte.
Berichten zufolge soll Mark Zuckerberg die frühen Nutzer von Facebook als »dumb fucks« bezeichnet haben, weil diese voller Vertrauen zu seiner Plattform gewesen seien. Das kann man als sprachliche Entgleisung eines überheblichen CEO sehen, man kann aber darin auch den Keim einer Entmenschlichung derjenigen sehen, die an die Versprechungen einer schönen, neuen Welt geglaubt haben. Das geschah ausgerechnet durch jenen, der das „Soziale“ Medium erschaffen hat und damit Geld scheffelt. Entwürdigungen dieser Art standen oft am Anfang von Entrechtung und Gewalt, der brutalen Form von Unfreiheit in Lagerwelten.
Freie Menschen sind berechenbar für sich selbst, aber unberechenbar für Machthaber und Maschinen.
Timothy Snyder: Über Freiheit
Spätestens an diesem Punkt muss man als Leser doch innehalten und sich selbst, sein alltägliches Verhalten reflektieren. Den eigenen Umgang mit den Sozialen Medien, das Verhältnis von Bildschirmleben zu »Real Life«, bis hin zur Manipulierbarkeit. Bücher wie Über Freiheit sind in diesem Sinne unbequem gefährlich, denn sie können zu beunruhigenden Fragestellungen an sich selbst führen. Für mich ist das eines der ganz großen Komplimente, die man einem Werk machen kann, und die Basis für eine dringliche Leseempfehlung.
[Rezensionsexemplar]
Timothy Snyder: Über Freiheit Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn C.H.Beck 2024 Gebunden, 410 Seiten ISBN: 978-3-406-82140-0
Von hartnäckigen Mythen umrankt ist die ptolemäische Königin Ägyptens, kein Wunder, gehörte sie doch am Ende zu den Verlierern und bekanntlich schreiben die Sieger die Geschichte. [Rezensionsexemplar]
Bücher begleiten mich schon mein ganzes Leben, auf dem Leseweg habe ich sehr viele großartige Romane und Sachbücher lesen dürfen, von denen ich gern erzählen möchte. Das ist ein Grund, warum ich blogge.