Schriftsteller - Buchblogger

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Auferstehung – Schreibjahr 2024

Hinter mir liegt ein wechselvolles Schreibjahr, dessen einzige Konstante die Unzuverlässigkeit aller Annahmen war. Zwei Bücher habe ich veröffentlicht, mehrere tausend Leser gefunden und einige Kuriositäten erlebt. Über allem liegt der dunkle Schatten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, der mir eine Menge Aufmerksamkeit raubt.

Jahresrückblicken wohnt immer etwas Beliebiges inne. Ereignisse, Veränderungen, Entwicklungen halten sich oft nicht an die Datumsgrenze. Sie hat letztlich außer der kalendarischen keine Bedeutung, auch wenn sie vom Einzelnen immer wieder gern aufgewertet wird. So sind die berühmt-berüchtigten Pläne für das »neue« Jahr allzu oft heiße Luft, die in der Januarkälte verfliegt.

Manchmal aber passt es. Vor einem Jahr bildete die Jahresgrenze etwa die Mitte einer tiefschwarzen »Stunde«: Zwischen Mitte Dezember 2023 und Mitte Januar 2024 habe ich faktisch keine Bücher verkauft. Bei Kindle Unlimited herrschte mehr als zwei Wochen Totenstille, bei den eBook-Verkäufen noch länger Flaute, wenn man von drei gekauften Exemplaren am ersten Tag des Jahres 2024 einmal absieht.

Ein Desaster, das mir Anfang Januar 2024 tatsächlich zum ersten und einzigen Mal einen Moment grundlegenden Zweifels bescherte. Sollte ich es nicht lassen? Es meint das Schreiben und Veröffentlichen in eigener Regie. Diesem rabenschwarzen Tiefpunkt folgte eine Art Auferstehung.

Seit August 2023 habe ich fünf Bücher veröffentlicht. Rückblickend eine recht atemlose, wilde, wechselvolle und bisweilen auch schmerzliche Zeit. Vorallem lehrreich war sie, sehr lehrreich.

Aus der Asche zum Größenwahn und ein Stück zurück

Fünf Monate später herrschte bei mir eine milde Form das Größenwahns. Wochenlang war die Entwicklung der Buchverkäufe wie ein täglich wiederkehrendes Weihnachten. Im schönen Avignon malte ich mir aus: Würde es so weitergehen, dann wäre es der Durchbruch … unnötig zu sagen, dass es selbstverständlich nicht »so weiterging«. Alles normalisierte sich wieder auf einem guten Niveau.

Bis Anfang 2024 hatte ich einige tausend Euro in meine Bücher investiert, nach einem Fehlstart einen zweiten Anlauf mit neuem Cover, Titel und einem Lektorat, das den Namen auch verdiente, gewagt. Die Auftaktbände meiner Piratenbrüder erschienen innerhalb weniger Monate, die Reaktion darauf war mau. Preisaktionen, Werbung auf SoMe, das »Weihnachtsgeschäft«, Blogbeiträge – alles für die Katz.

Noch hatte ich nicht gelernt, dass ausnahmslos alles, was bei anderen Autoren funktioniert, nicht bei mir funktionieren muss. Es kann funktionieren, zu einem bestimmten Zeitpunkt, dann aber auch wieder aufhören, Wirkung zu zeigen. Alles, was ich von anderen erfahren habe, hat sich in meinem Fall als – nun, ja – »falsch« herausgestellt. Was ich gelernt habe, steht unter Vorbehalt – es kann schon morgen nicht mehr funktionieren. Verlässlich ist nur, dass ich mich auf nichts verlassen kann.

Ein Meilenstein: 5.000 eBooks haben Leser gefunden. Zum Jahresende sind noch noch erheblich mehr geworden, obwohl im November und Dezember das Interesse zurückging – um NACH Weihnachten wieder zu steigen. Ich muss das nicht verstehen. Wie so vieles andere …

Kurioses

Ein paar Dinge sind besonders kurios. Die Auferstehung kam buchstäblich aus dem Nichts, denn ich habe nichts geändert. Woher plötzlich die Sichtbarkeit kam und aus welcher Quelle das aufkeimende Interesse herrührt – ich habe keine Ahnung. Ausschließen lässt sich immerhin mein Auftritt in den Sozialen Medien. Selbst wenn jeder, der meine Beiträge etwa auf Instagram beherzt hat, zum Buchkäufer geworden wäre, würde das nur einen Bruchteil der verkauften Bücher erklären.

Noch rätselhafter ist mir, wer eigentlich meine Piratenbrüder liest. Die Buchserie richtet sich an Leser ab zwölf bzw. dreizehn (ab Band 3) / vierzehn (ab Band 4). Ob Jugendliche überhaupt zu den Büchern greifen und – wenn ja – auch dabeibleiben? Gibt es nur Leser oder auch Leserinnen? Fragen, die ich nicht beantworten kann. Einen Hinweis könnte die Rubrik bei Amazon geben, die jene Bücher zeigt, die sich Käufer meiner Piratenbrüder zugelegt haben. Das Ergebnis verblüfft – und passt somit ganz vorzüglich ins Bild.

Über mangelnde Rückmeldungen in Form von Sternchen kann ich mich nicht beklagen, mehr als jeder Fünfte Leser lässt auf Amazon Sterne zurück. Ja, es ist nur eine Plattform, aber die entscheidende, denn meine eBooks gibt es dort exklusiv (wegen Kindle Unlimited). Auf jedes Printexemplar kamen bislang rund zwanzig verkaufte bzw. bei Kindle Unlimited gelesene Bücher. Taschenbücher sind bei mir bislang eine Randerscheinung, die eBooks zählen.

Natürlich gab es neben erfreulich vielen sehr guten auch eine Reihe von schlechten Bewertungen, ebenso natürlich stellt sich die Frage nach dem Warum. Hier und da klagen andere Autoren in Social-Media-Postings über Trollbewertungen. Die Verlockung, ein und zwei Sterne-Bewertungen auf Trolle zurückzuführen, ist unbestreitbar da. Allerdings weiß ich sehr gut, dass meine Piratenbrüder nicht jedem gefallen können, auch weil es sich nicht um Gefälligkeits-Literatur handelt.

Trotzdem gibt es tatsächlich Trolle. Ein »Leser« hat einige erfolgreiche Romane in der Rubrik »Historische Romane für Jugendliche« bei Amazon mit ein und zwei Sternen sowie austauschbaren Kurzbemerkungen versehen. Einen einzigen Roman aber mit einem recht langen Text und fünf Sternen bewertet. Kann Zufall sein, für mich riecht das nach Trollen.

Das gilt auch für jene ein/zwei Sternchen, die unmittelbar nach Erscheinen eines Buches verteilt werden; dann, wenn es den Schnitt noch richtig drückt. Und nach Postings in den Sozialen Medien, wenn ich mir erlaube, auf Erfolge hinzuweisen – etwa den Meilenstein von einer Million gelesener Seiten bei Kindle Unlimited. Vielleicht war das natürlich auch nur ein merkwürdiger Zufall.

Das ging fix. Eine Million gelesener Seiten bei Kindle Unlimited ist schon ein Meilenstein gewesen, den ich gern öffentlich verkündet habe. Weitere Bekundungen dieser Art werde ich mir auf den SoMe-Plattformen vermutlich schenken. Bald werden es zwei Millionen sein, doch wem von meinen Followern nützt diese Information?

Aber natürlich weiß ich, dass Leser meine Bücher nicht mögen, auch meine Schätzchen, das vierte, Vinland, und fünfte Buch, Totenschiff; und das ist auch gut so.

Schreiben 2024 – Ausblick 2025

Es klingt ein wenig vermessen und larmoyant, aber der russländische Krieg gegen die Ukraine lag mir auch im abgelaufenen Jahr auf der Seele. Es fällt mir schwer, ihn aus meinen Gedanken zu drängen, also beschäftige ich mich immer wieder damit. Ich lese Bücher von Ukrainern oder über die Ukraine, setze mich mit ihnen auseinander und stelle sie auf meinem Blog vor. Nur so finde ich Ruhe, wie ich zuletzt bei Andrej Kurkows Im täglichen Krieg gemerkt habe.

Trotz aller Ablenkung war 2024 ein produktives Jahr. Zwei Romane – Vinland und Totenschiff – habe ich veröffentlichen können. Vor einem Jahr war die Schlacht um Vinland geschlagen, die Vorbereitung auf das Lektorat von Totenschiff lief bereits. Im Sommer habe ich Eine neue Welt, Chatou und Doppelspiel eine Frischzellenkur verpasst, überarbeitet und korrigiert gibt es das Auftakttrio meiner Piratenbrüder nun in einer zweiten Auflage. Der nächste Band, Verräter, ist weit fortgeschritten.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Jahr 2024, zugleich möchte ich 2025 noch einiges besser machen. Die Buchserie um die Piratenbrüder steuert auf ihr Ende zu, nach Verräter steht der Opfergang an. Das große Finale der Abenteuer von Joshua und Jeremiah wird den Schlussstein für eine jahrelanges Projekt setzten. Die Versuchung, eine zweite Reihe mit den älter gewordenen Abenteurern zu schreiben, ist groß – es gäbe noch so viel zu erzählen. In diesem Fall werde ich mich nicht an Oscar Wildes Ratschlag halten und der Versuchung nicht nachgeben.

Ein Sequel aus der weiteren Welt der Piratenbrüder wird es allerdings geben. Die Geschichte der Wikinger um Eillir, Stígandr und Ryldr ist in Vinland bis zu dem Punkt erzählt worden, der für die Piratenbrüder wichtig war. Doch was danach geschah, ist noch unerzählt. Da tatsächlich jeder Leser im persönlichen Gespräch geäußert hat, erfahren zu wollen, was mit den Nordmannen passiert, gibt es gute Gründe für einen eigenständigen Roman. Mit den Vorbereitungen habe ich bereits begonnen, 2025 will ich für das Projekt mit dem Arbeitstitel Sessrumnir recherchieren und vielleicht schon mit dem Schreiben beginnen.

Piratenbrüder – einfach auf das Bild klicken

Piratenbrüder – Sequel

Der Weg Eillirs und des Wikinger-Fürsten Stígandr wurde in Vinland – Piratenbrüder Band 4 soweit erzählt, wie es für die Geschichte um die Piratenbrüder Joshua und Jeremiah wichtig war. Was danach geschah, bleibt einem eigenständigen Roman vorbehalten, einem Sequel der Piratenbrüder-Serie.

Vinland – Piratenbrüder Band 4 hat ein offenes Ende. Im Rahmen einer Buchserie ist das wenig verwunderlich, Joshua und Jeremiah werden in drei weiteren Büchern Abenteuer zu bestehen haben. Was ist aber mit den Wikingern um Stígandr, Rydr und Eillir, deren Geschichte parallel auf einer zweiten Zeitebene erzählt wird? Auch hier kommt die Erzählung zu einem Ende, das eine Fortsetzung offensichtlich nahelegt.

Die große Fahrt Stígandrs nach Westen ist beendet. Alles, was für die Handlung der Piratenbrüder wichtig ist, wurde erzählt. Der Leser weiß, woher diese ominöse Karte stammt, die Erik zu Beginn von Vinland als Wegweiser zu einem geheimnisvollen Schatz präsentiert hat. Der Leser weiß auch, ob es den Schatz wirklich gibt und – wenn ja – was er enthält. Wie es danach weitergeht mit der Geschichte, bleibt offen. Eine große Leerstelle tut sich auf, die gefüllt werden möchte.

Stígandr hegt große Pläne, Ryldr will ihm dabei zur Seite stehen und aus persönlichen Gründen Rache nehmen, während Eillir gar keine andere Wahl hat, als die beiden zu begleiten. Gern wüsste man auch, welches Schicksal den starken Frauen Werengis und Aldis beschieden ist; wie Agda sich in ihrem neuen Leben zurechtfindet. Und dann ist da noch Berengar von Werra, der Tyske aus dem Reich der Ostfranken. Schließlich umgibt Eillirs Herkunft noch ein dichter Nebel.

Die Leser möchten wissen, wie es weitergeht. Mehrfach bin ich ermuntert worden, die Geschichte um Eillir weiterzuerzählen. Zum Glück habe ich das schon beim Schreiben von Vinland erwogen. Kaum war die erste, grobe Version getippt, habe ich mir Gedanken über eine Fortschreibung der Geschichte um »meine« Wikinger gemacht. Ich habe recherchiert und eine Skizze mit wichtigen Figuren und Konfliktlinien eines Historischen Romans erstellt.

Vielleicht hat mancher Leser auch erwartet, ich würde im fünften Teil der Piratenbrüder-Serie wieder auf zwei Zeitebenen schreiben. Möglicherweise sind sogar einige enttäuscht darüber, dass es jetzt »nur« mit den Piratenbrüdern weitergeht. Alles andere wäre jedoch keine gute Idee gewesen. Vinland hat das erzählt, was beide Zeiten miteinander verbindet; danach gehen beide Geschichten eigene Wege. Die Berührungspunkte, die es zwischen Piraten und Wikingern historisch gegeben hat, sind auserzählt.

Der Roman hat ein offenes Ende, was das Schicksal der Wikinger um Eillir, Stígandr und Ryldr anbelangt. Von Anfang an hatte ich die Idee, die Geschichte in einem eigenständigen Roman zu erzählen. Das ist mein nächstes Roman-Projekt.

Was Stígandr, Eillir und Ryldr erwartet, würde auch den Erzählrahmen völlig sprengen. In Vinland habe ich schon einige Themen und Motive angedeutet, die eine Rolle spielen werden. Da wären etwa die Kriege in den nordischen Ländern um die Macht, aber auch der Kampf um die Krone in England. Sven Gabelbart (was für ein toller Name!) hat sich dem Ziel verschrieben, König zu werden. Wie das historisch endete und was danach folgte, kann man auf Wikipedia kurz nachlesen.

Meine Wikinger erwartet jedenfalls ein Hexenkessel, so viel sei an dieser Stelle verraten. Das soll und muss mit einem eigenen Roman gewürdigt werden.

Nach Beendigung des letzten Romans um die Piratenbrüder werde ich mich zunächst um diesen Wikinger-Roman kümmern und danach der epischen High-Fantasy-Serie widmen. Da in der Fantasy-Welt auch eine Art »Nordmänner« ihr Unwesen treibt, ist die Recherche für den Wikinger-Roman gleich ein wenig Vorgriff auf das Fantasy-Abenteuer.

Der Wikinger-Roman wird weniger Jugendbuch sein als die Piratenbrüder, allerdings werde ich weiterhin Zurückhaltung üben, wenn es um Schlachten, Kämpfe und Sex geht. Die brutale Grausamkeit der Zeit will ich selbstverständlich nicht verschweigen, aber das geht auch ohne explizite oder blutrünstige Schilderungen. Wer so etwas will, wird anderswo fündig.

Auf der Zielgeraden

Was für Aussichten! Doch welche »Mühlsteine« sind eigentlich gemeint? Und an wen richtet sich diese Auskunft mit drohendem Unterton? Antworten auf diese Fragen gibt es ab dem 20. September 2025 in »Verräter« – Piratenbrüder Band 6. Bild mit Canva erstellt.

Die intensivste Phase des Schreibens liegt hinter mir. Gemeint sind die letzten zwei, drei Wochen vor dem Einzug von Verräter – Piratenbrüder Band 6 ins Lektorat. Die Zielgerade auf dem Weg von der Rohfassung zum abgabefähigen Roman. Oft waren ganze Tage und Abende angefüllt mit Korrekturen, Überarbeitungen, Streichen und erneutem Schreiben von Absätzen, Seiten, manchmal auch ganzen Kapiteln. Notizen, digital oder Zettel oder in Notizbüchern, habe ich durchgesehen, verworfen oder eingepflegt. In den Nachtstunden, wenn der Schlaf unterbrochen war, drehte sich der Gedankenkreisel um ungeklärte Fragen, aufgeschobene Entscheidungen und ungelöste Rätsel.

In dieser Zeit gab es kaum Raum für andere Tätigkeiten. Selbst das Lesen fiel in den finalen Tagen schwer, die Gedanken kehrten so beharrlich zum Manuskript zurück, dass die Konzentration flüchtig war. Aus Erfahrung weiß ich, dass allzu fokussiertes Denken Blockaden auslosen kann. Die lassen sich durch etwas Abstand vermeiden oder schnell wieder lösen. Daher zwinge ich mich manchmal dazu, ein Buch zu lesen, obwohl mich doch alles danach drängt, weiter am Text zu arbeiten und ich immer wieder von der Lektüre abschweife. Ein Hörbuch ist auch hilfreich, um die irrlichternden Gedanken für einige Zeit beiseitezudrängen.

Dann war plötzlich das Ende da. Der Text war fertig für das Fegefeuer, auch bekannt unter dem Begriff Lektorat. Dahinter verbirgt sich ein radikaler Perspektivwechsel. Wochen- und monatelang war ich allein in meiner eigenen Schreibwelt unterwegs. Jetzt nimmt meine Lektorin den Text kritisch in Augenschein und – für mich eine durchaus überraschende Erfahrung – ich selbst ändere meinen Blick auf den Text. Es ist, als würde ich eine andere Brille aufsetzen, die nahe Schreib-Sicht durch eine fernere ersetzen.

Meine Lektorin ist nicht die erste Leserin. Die Rohfassung haben schon Testleser gelesen und ihre Anmerkungen gemacht, die mir viel Arbeit bescherten. Bei Verräter brauchte eine Testleserin mehrere Anläufe, um in die Geschichte hineinzukommen. Der Anfang war redundant, zu viel klang nach einer Wiederholung dessen, was ich am Ende von Totenschiff schon erzählt habe. Eine andere Rückmeldung war allzu überschwänglich, die Begründungen weckten meine Skepsis. Ein Lob als Kontraindikator – für mich ein Novum.

Beide Rückmeldungen waren sehr produktiv. Verräter hat einen neuen Beginn bekommen, schon auf der ersten Seite rutscht der Leser unmittelbar in die Geschichte mit ihren Rätseln und Wirrungen, er spürt drohendes Unheil. Bis das eintrifft, vergehen nur wenige Kapitel, in denen anders als in den Vorgängerbänden schon die Perspektive gewechselt wird. Erzählfäden aus dem Auftaktband Eine neue Welt greife ich wieder auf und bringe sie zu einem Ende. Verräter ist der vorletzte Teil der Buchserie, das tiefe (oft auch dramatische) Luftholen vor dem Finale Opfergang. Um den letzten Teil nicht zu überfrachten, enden schon jetzt einige Erzähllinien.

Verräter ist länger geworden. Allein vier Kapitel füllen eine Lücke in der Handlung und lassen meine Piratenbrüder an einem Seegefecht teilnehmen, einem Enterkampf in klassischer Piraten-Manier. In den ersten fünf Teilen gab es das nicht, was nicht zuletzt daran liegt, das Henry de Roche alias Elijah O’Stone alias Einauge das Piratendasein aufgegeben hat. Enterkämpfe verbieten sich daher – eigentlich. Aber Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern auch Kaperer. Hier bot sich mir die Möglichkeit, weitere lose Erzählfäden abschließend in die Geschichte einzuweben.

Das Lektorat wird den Text verkürzen. Einige Absätze und Kapitel sind ganz heiße Streichkandidaten. Leider bedeutet das Herausstreichen auch immer den Abschied von liebgewonnenen Ideen. Gegen den Abschiedsschmerz helfen Tricks. Ich versuche, die mir wichtigen Aspekte irgendwo anders unterzubringen und streiche die dann erst in einem späteren Durchgang. Teile und streiche.

Kürzen ist immens wichtig und schadet dem Text selten. Bei der Überarbeitung von Chatou musste ich die Erfahrung machen, dass allzu sorgloses Streichen tatsächlich schädlich sein kann. Die korrigierte zweite Auflage hat das Problem beseitigt.

Manchmal ist ein Abschnitt nicht etwa zu lang, sondern nicht ausreichend ausgearbeitet. Er ist also zu kurz, obwohl er wie eine »Länge« wirkt. Nach der verbesserten Ausarbeitung ist der Abschnitt länger, wirkt aber beim Lesen kürzer. In Verräter gibt es wenigstens zwei solcher Stellen, ganze Kapitel, die potenzielle Streichkandidaten sind.

Ich weiß das. Meine Lektorin weiß das auch. Trotzdem werden wir diskutieren, denn ein Lektorat ist auch eine Art Fußballspiel, das immer nur einen Sieger (Spoiler: es ist nicht der Herr Schriftsteller) kennt. Wolfgang Herrndorf hat das so wunderbar formuliert:

Passig und Gärtner in meiner Küche zum Lektorat. Die beiden verbünden sich sofort gegen mich, schon nach kurzer Zeit führen sie mit 8:1 bei den Änderungen […]

Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

So ist es.

Bisher erschienen (auf das Cover klicken)

Totenschiff – Probedruck

Es ist immer wieder ein großer Augenblick, das neueste Buch erstmals gedruckt in den Händen zu halten, auch wenn es das fünfte innerhalb eines Jahres ist.

Da ist es! »Totenschiff«.

Der Probedruck des fünften Bandes meiner »Piratenbrüder« ist eingetroffen. Gut zwei Monate vor dem Veröffentlichungstermin.

Es ist wieder einmal ein Augenblick purer Freude.

Nun lese ich das Buch laut vor, jeden Tag ein paar Kapitel, und mache mich an die Korrekturen. Da findet sich so einiges – der Name eines spanischen Schiffes ist mal mit, mal ohne „ñ“ geschrieben; das ist bisher niemandem aufgefallen.

Hier und da fehlt ein Komma, ab und zu findet sich ein Artefakt oder eine hakelige Formulierung … es gibt also noch ein wenig zu tun, bis das Buch am 20. September 2024 veröffentlicht werden kann.

Die ersten drei Kapitel sind sehr stimmungsvoll. Wenn ein „Schatten im Nebel“ auftaucht, meine Helden vom „Reich der Lebenden in das Reich der Toten“ übersetzen und „Das Totenschiff“ ansteuern.

Und das ist erst der Auftakt zu dramatischen Ereignissen.

Der Roman kann als eBook bereits vorbestellt werden. Ein paar Infos habe ich auf der A+-Seite bei Amazon hinterlegt, einfach auf das Bild klicken.

Buch-Kauf-Diät

Seit Jahresanfang habe ich mir eine Buch-Kauf-Diät verordnet. Aus Gründen.

Ich mag den Begriff »Stapel ungelesener Bücher« nicht. Er wird inflationär in den Sozialen Medien gebraucht, oft in einem merkwürdigen Ton, als handelte es sich um eine Last, wie eine übervolle Liste mit Aufgaben, die abgearbeitet werden müssen. Dem haftet etwas freudlos Bürokratisches an.

Aber natürlich habe auch ich eine ganze Menge ungelesener Bücher in meinen Regalen stehen, wer hat das nicht. Ich freue mich darauf, diese zu lesen, einige in diesem Jahr, einige im nächsten oder übernächsten. Ob dann alle noch ungelesenen Bücher ausgelesen sind? Wohl kaum.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe ich viel weniger gelesen als noch 2023. Das war zu erwarten, denn neben dem Schreiben bleibt im Moment nicht viel Zeit für Lektüre und Bloggen. Das ist nicht tragisch, ich befinde mich nicht in einem Wettbewerb um einen möglichst hohen »Stapel gelesener Bücher«. Mir ist es wichtiger, mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.

Die Durchsicht der Verlagsprogramme, das Stöbern auf Blogs und SoMe-Plattformen macht immer wieder klar, dass ich sowieso nicht alles lesen kann, was ich interessant finde. Für diese Fälle gibt es Buchlisten. Sie sind ein wundervolles Ventil für akuten und chronischen Buchkaufdruck.

Zu Jahresbeginn habe ich mir allerdings tatsächlich eine Buch-Kauf-Diät auferlegt. Wie jede andere Diät ist die Selbstbeschränkung eher ein theoretisches Konzept, das relativ schnell mit der Wirklichkeit kollidiert und meist scheitert. Bislang funktioniert der Verzicht auf das Bücherkaufen überraschend gut.

Buchhandlungen und die Stadtbibliothek meide ich aktuell, außerdem bin ich bei Rezensionsexemplaren sehr zurückhaltend, wobei es ganz hilfreich ist, dass in den aktuelle Frühjahrs- und Herbstprogrammen bislang recht wenige »Muss«-Bücher zu finden waren.

Der wichtigste Grund ist aber ein anderer: Ich will meine begrenzte Zeit jenen Büchern widmen, die ich mir irgendwann aus gutem Grund gekauft habe. Wann immer ich am Regal entlanggehe, würde ich am liebsten gleich mit einem Dutzend Romane anfangen.

Bei den Sachbüchern kommt noch hinzu, dass ein Teil davon zu Recherche-Zwecken angeschafft wurde. Da ich mit meinen »Piratenbrüdern« bald fertig sein werde, steht die Entscheidung an, was als nächstes kommt: ein historischer Roman oder der Auftakt zu einer Fantasy-Buchreihe.

Auch für die Fantasy-Reihe brauche ich Literatur zur Anregung zu Themen aus dem Mittelalter, dem Römischen Reich oder über Reisen in lange vergangenen Zeiten.

Schließlich gibt es noch jene Bücher, die ich unbedingt noch einmal lesen und auf meinem Blog vorstellen möchte. In diesem Jahr war es bislang The Lord of the Rings, der unter dem Weihnachtsbaum lag und mir noch einmal vor Augen geführt hat, wie schön doch das Wiederlesen ist.

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