
Science-Fiction Romane weisen oft eine seltsame Gleichzeitigkeit von Gegensätzen auf. Einmal handeln sie in den mehr oder weniger unendlichen Weiten des „Alls“, zugleich agieren ihre Protagonisten in ganz besonders engen Räumen: Raumschiffe, Raumstationen, planetare oder lunare Basen. Mir ist das zuletzt wieder ganz deutlich von dem Roman „Universum“ von Phillip P. Peterson vor Augen geführt worden.
Die Handlung findet vor allem auf einem Raumschiff namens Challenger statt, das durch das „Universum“ fliegt; doch die Personen befinden sich vor allem auf dem Schiff, auf engem Raum zusammengepfercht, was dem ganzen den Charakter eines Kammerspiels gibt. Und das ist dem Autor weitgehend geglückt, was ihn merklich von vielen genretypischen Büchern unterscheidet, die ich in der Vergangenheit gelesen habe.
Ein Roman im besten Sinne
Die Kommunikation, Konfrontation, Gruppendynamik sind sehr unterhaltsam, wirken in den meisten Fällen authentisch und in den differenziert gezeichneten Charakteren nachvollziehbar motiviert. Auch entwickeln sich die Figuren auf ihrem Weg durch die unendlichen Weiten von Zeit und Raum weiter, ändern ihre Handlungsweisen, ohne sich vom Grundsockel ihrer Persönlichkeit zu entfernen.
Apropos entfernen. Eigentlich soll die Challenger nur eine Gruppe von Passagieren von einem Ort (Erde) zu einem anderen (Omikron – ja, der heißt wirklich so. Konnte der Autor ja nicht ahnen!) bringen. Doch dieser Trip ist nur der Anfang von einer Reise an den Rand des Verstandes und ein gutes Stück darüber hinaus. Peterson ist es gelungen, eine spannende, gut gewobene Geschichte mit dem nötigen Stück spekulativen Science zu verbinden.
Ich werde gar nicht erst so tun, als hätte ich alles oder auch nur den größten Teil der dargestellten Dinge verstanden – das muss man als Leser auch nicht! „Universum“ ist ein Roman im besten Sinne! Denn er unterhält ganz fabelhaft, weil der Autor sich auf die handelnden Personen fokussiert und die wissenschaftlichen Dinge von ihnen und durch sie einführen und erklären lässt. Selten wirkt das bemüht, was auch an der gelungenen Figurenwahl liegt.
Comeback eines langjährigen Lesebegleiters
Es ist ein kleines Comeback des Science Fiction, denn ich habe sehr viele Jahre fast nichts mehr aus diesem Bereich gelesen, der mich durch Kindheits- und Jugendjahre begleitet hat. Ein Grund für die langjährige Abstinenz liegt sicher darin begründet, dass ich vor und während des Studiums mit ganz anderen Genres in Kontakt gekommen bin und seitdem dort hemmungslos wildere. Ein anderer ist die für mich fehlende Qualität, die ich bei vereinzelten Ausflügen in das Genre nur bestätigt fand.
Doch das scheint sich jetzt geändert zu haben, denn „Universum“ kann ich guten Herzens empfehlen. Es macht einfach Spaß, der zusammengewürfelten Truppe in einer Extremsituation beizuwohnen. Über ein paar Holprigkeiten und Strickfehler kann man getrost hinwegsehen. Um nicht zu spoilern, gehe ich nicht ins Detail. Weltliteratur wird hoffentlich keiner erwarten, denn die ist generell selten und ganz besonders im Bereich von Science Fiction.
Mein SF-Lese-Comeback eingeleitet hat übrigens die Expanse-Reihe von James A. Corey, die ich zunächst als Serie verfolgt (und die Weltraum-Ästhetik genossen) habe. Mittlerweile bin ich mit den ersten drei Teilen der Buchreihe auch durch, der dritte ist etwas abgefallen. Es geht aber dennoch weiter, denn auch „Universum“ wird definitiv nicht der letzte Roman von Peterson bleiben.
Hallo Alexander 🙂
Ich habe dich über Horatio – Bücher von Twitter gefunden. Deine Rezension gefällt mir sehr gut, wenngleich ich nicht oft Bewertungen von anderen lese, obwohl ich selbst Buch–Bloggerin bin. Erscheinen mir meist zu oberflächlich. Aber du hast einen guten, gepflegten Stil, der sehr verständlich ist.
Oh und ich kann dir die Bücher von Thariot empfehlen, da viele auch von Raumschiffen handeln und die Protas auf engen Raum zusammengepfercht sind :))))))
Viele Grüße,
Nancy
Hallo Nancy,
schön, dass dir meine Rezension zu „Universum“ gefällt. Ich werde von Peterson auf jeden Fall noch ein weiteres Buch lesen, wahrscheinlich „Paradox“. Thariot schaue ich mir mal an, wenn ich ehrlich bin, höre ich den Namen heute zum ersten Mal. 🙂
Viele Grüße
Alexander