Auch das zweite Abenteuer in der Buchreihe um Alex Verus ist voller turbulenter Ereignisse und Wendungen. Der Urban Fantasy-Roman um den magiefähigen Außenseiter in der Welt voller ambitionierter Zauberer unterhält den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Wer ein wenig aus der biestigen Realität abtauchen will und das Genre mag, ist hier an der richtigen Adresse.
Benedict Jacka hat in Das Ritual von London seine Figuren sehr geschickt gruppiert, die Antagonismen befeuern die Handlung und treiben sie voran. Zwar ist die Welt der Magiefähigen grundsätzlich von einem Dualismus zwischen Weiß- und Schwarzmagiern geprägt, doch ist das eine Verschlichtung aus Bequemlichkeit. Im Verlauf der Handlung bilden sich grenzübergreifende Zweckbündnisse, es gibt Verrat, Treue, Spiele und Gegenspiele.
Auch Weißmagier verfolgen ihre Interessen mit bemerkenswerter Härte und Erbarmungslosigkeit, der Autor spielt mit dem Freund-Feind-Motiv, indem er es von einem Nebel der Unsicherheit umgibt. Wem kann Alex Verus trauen? Der betörend schönen Meredith, die auch noch durch ihre magische Begabung andere umgarnen kann (Spoiler: »Idiot!«)? Wie steht es mit Belthas einem mächtigen Weißmagier, der Verus beauftragt, aber seine eigene Agenda verfolgt – ist auf die Lauterbarkeit seiner Motive Verlass?
Lange bleibt es unklar, wie diese Figuren zu dem Protagonisten wirklich stehen; doch das gilt auch für altbekannte Mitstreiter und Gegenspieler. Luna etwa, die von einem Fluch belegt ist, der jeden in ihrer Nähe in Lebensgefahr bringt (ein Leitmotiv der Reihe). Das macht sie angreifbar, gemeinsam mit der Ungeduld, diese Last endlich abzuschütteln, öffnet der Drang Tür und Tor für Entscheidungen, die haarsträubende Folgen zeitigen.
Denn es gibt noch mächtige und entsprechend gefährliche Artefakte und – verbotene – Rituale, die selbstverständlich auf viele einen unwiderstehlichen Reiz ausüben. In jeder erdachten wie wirklichen Welt sind Abkürzungen auf dem Weg zum Ziel gern gesehen, auch wenn der Mensch dafür ein erhebliches Risiko auf sich nehmen muss.
Alles verstrickt sich zu einem immer seltsameren und schwer zu durchschauenden Knäuel, Attentate, Verfolgungen, Flucht und die hektische Suche nach Antworten lassen so viel Zeit verstreichen, dass sich die Gefahr immer weiter verdichtet und die Erzählung in einem fulminanten Showdown mündet. Das Ritual von London ist vielversprechend für die folgenden Teile.
Weitere Teile der Reihe um Alex Verus, die ich besprochen habe:
Das Labyrinth von London.
Der Magier von London.
Der Wächter von London.
Aus dem Englischen von Michelle Gyo
Originaltitel: Cursed (Alex Verus 2)
Blanvalet 2019
Taschenbuch 384 Seiten
ISBN: 978-3-7341-6169-8
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