Schriftsteller - Buchblogger

Schlagwort: Bloggen

Buch-Kauf-Diät

Seit Jahresanfang habe ich mir eine Buch-Kauf-Diät verordnet. Aus Gründen.

Ich mag den Begriff »Stapel ungelesener Bücher« nicht. Er wird inflationär in den Sozialen Medien gebraucht, oft in einem merkwürdigen Ton, als handelte es sich um eine Last, wie eine übervolle Liste mit Aufgaben, die abgearbeitet werden müssen. Dem haftet etwas freudlos Bürokratisches an.

Aber natürlich habe auch ich eine ganze Menge ungelesener Bücher in meinen Regalen stehen, wer hat das nicht. Ich freue mich darauf, diese zu lesen, einige in diesem Jahr, einige im nächsten oder übernächsten. Ob dann alle noch ungelesenen Bücher ausgelesen sind? Wohl kaum.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe ich viel weniger gelesen als noch 2023. Das war zu erwarten, denn neben dem Schreiben bleibt im Moment nicht viel Zeit für Lektüre und Bloggen. Das ist nicht tragisch, ich befinde mich nicht in einem Wettbewerb um einen möglichst hohen »Stapel gelesener Bücher«. Mir ist es wichtiger, mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.

Die Durchsicht der Verlagsprogramme, das Stöbern auf Blogs und SoMe-Plattformen macht immer wieder klar, dass ich sowieso nicht alles lesen kann, was ich interessant finde. Für diese Fälle gibt es Buchlisten. Sie sind ein wundervolles Ventil für akuten und chronischen Buchkaufdruck.

Zu Jahresbeginn habe ich mir allerdings tatsächlich eine Buch-Kauf-Diät auferlegt. Wie jede andere Diät ist die Selbstbeschränkung eher ein theoretisches Konzept, das relativ schnell mit der Wirklichkeit kollidiert und meist scheitert. Bislang funktioniert der Verzicht auf das Bücherkaufen überraschend gut.

Buchhandlungen und die Stadtbibliothek meide ich aktuell, außerdem bin ich bei Rezensionsexemplaren sehr zurückhaltend, wobei es ganz hilfreich ist, dass in den aktuelle Frühjahrs- und Herbstprogrammen bislang recht wenige »Muss«-Bücher zu finden waren.

Der wichtigste Grund ist aber ein anderer: Ich will meine begrenzte Zeit jenen Büchern widmen, die ich mir irgendwann aus gutem Grund gekauft habe. Wann immer ich am Regal entlanggehe, würde ich am liebsten gleich mit einem Dutzend Romane anfangen.

Bei den Sachbüchern kommt noch hinzu, dass ein Teil davon zu Recherche-Zwecken angeschafft wurde. Da ich mit meinen »Piratenbrüdern« bald fertig sein werde, steht die Entscheidung an, was als nächstes kommt: ein historischer Roman oder der Auftakt zu einer Fantasy-Buchreihe.

Auch für die Fantasy-Reihe brauche ich Literatur zur Anregung zu Themen aus dem Mittelalter, dem Römischen Reich oder über Reisen in lange vergangenen Zeiten.

Schließlich gibt es noch jene Bücher, die ich unbedingt noch einmal lesen und auf meinem Blog vorstellen möchte. In diesem Jahr war es bislang The Lord of the Rings, der unter dem Weihnachtsbaum lag und mir noch einmal vor Augen geführt hat, wie schön doch das Wiederlesen ist.

Enttäuschungen sind unvermeidlich 

Blogbeiträge enttäuschen jene oft, die einer Empfehlung folgen. Das ist unvermeidlich, denn Bücher haben immer ihre Zeit und die tickt bei jedem Menschen anders. Bild mit Canva erstellt.

Ich schreibe vor allem über Bücher, die ich lesenswert finde. Verrisse sind Zeitverschwendung, für schlechte Bücher ist das Leben zu kurz, man sollte sie abbrechen. Wer also meine Buchvorstellungen liest, wird fast nur positive Dinge über diese Werke erfahren. Natürlich führt das zwangsweise zu Enttäuschungen. Es muss sie sogar geben.

In meinem Leseleben habe ich mehrere tausend Bücher gelesen. Die Bandbreite meiner Lektüre ist beträchtlich. Sie reicht von Heftromanen á la Perry Rhodan bis hin zu – ja, tatsächlich – Ulysses. Den habe ich  gern gelesen, die Lektüre als anstrengend und spannend zugleich empfunden. Abbrechen war zu keinem Zeitpunkg eine Option.

Viele Romane, die ich in früheren Jahren einmal mochte, würde ich heute verwerfen. Bücher und Lektüren haben ihre Zeit und wenn diese vergangen ist, welkt auch die Lesefreude. Perry Rhodan habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr angerührt, aber auch richtige Literatur kann verwelken.

Das Brot der frühen Jahre schmeckt nicht mehr

Heinrich Böll etwa ist durch sein Büchlein Das Brot der frühen Jahre mitverantwortlich dafür, dass ich den Weg eingeschlagen habe, den ich gegangen bin. Zwanzig Jahre später konnte ich nicht mehr nachempfinden, was mich damals so bewegt hat. Die Erzählung wirkte stumpf und langweilig, Böll Sprache schwer erträglich.

Natürlich ist das, was ich gesagt habe, Unsinn: Nicht Bölls Buch war verantwortlich für meinen Lebensweg, meine Entscheidungen waren längst gefallen, die Erzählung ist nur der Spiegel, das Echo der in meinem Inneren ablaufenden Prozesse gewesen. Ich habe sie in das Buch hineingelesen. Jahre später sah es in meinem Innern ganz anders aus, entsprechend blieb der Spiegel blind.

Und das ist auch ein Grund, warum meine Buchvorstellungen enttäuschen können (auch mich, wenn ich das Buch später noch einmal lese). Romane und Erzählungen sind – von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen – mit einer individuellen Halbwertszeit ausgestattet. Dafür sorgt auch noch ein anderer Punkt.

Wiederholungen bleiben nicht aus

Der Berg an Büchern in meinem Leben spielt eine wichtige Rolle. Wer viel liest und keine Wiederholungen mag, wird immer für ihn Neues bevorzugen. Andere, die noch am Anfang ihres Leselebens stehen, können das so gar nicht sehen, werden das, was ich auf dem großen Berg bereits bewältigter Literatur lese, bestenfalls befremdlich finden. Sie müssen fast zwangsweise enttäuscht sein von meinen Jubelrufen.

Wenn ich aktuell einen Roman lese, der mit einer spannenden Action-Sequenz oder einer anderen Form der Konflikt-Zuspitzung beginnt und dann zurückspringt, um die Angelegenheit bis zu diesem Punkt aufzurollen, empfinde ich schon so etwas wie Langeweile. Ich breche deshalb kein Buch ab, aber mir ist das Struktur-Element so häufig begegnet, dass ich über Abwechslung froh bin.

Es geht an dieser Stelle übrigens nicht um die Kategorie: »mag ich« oder »mag ich nicht«. Die gibt es auch und sie hat ihre Berechtigung. (Horror mag ich bis heute nicht, Western, liebes– und vampirromantischen – Verzeihung – Quark auch nicht.) Nur wird fast niemand, der keine Historischen Romane mag, eine Buchvorstellung zu einem Werk aus diesem Genre lesen, geschweige denn es kaufen.

Es geht also um jene, die bereits die Schwelle des »Mag-Ich« überschritten haben, sie können trotzdem enttäuscht werden.

Enttäuschungen und Irrtümer gehören einfach dazu

Aus diesem Umstand könnte man verschiedene Schlüsse ziehen, Blogbeiträge nicht mehr zu lesen, wäre der falsche. Wer über einen gewissen Zeitraum hinweg Buchvorstellungen von einem Blogger liest und vielleicht einer oder zwei gefolgt ist, weiß in etwa, wie er »tickt«.

Sollte also ein gewisser Alexander Preuße wieder einmal das Echo der Niederungen europäischer Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts in einem Roman besingen, ist man also bereits im Bilde, wohin die literarische Reise geht. Denn bei aller Liebe zur Abwechslung: Muster kann man weder beim Schreiben noch beim Lesen vermeiden.

Am Wichtigsten ist jedoch etwas Anderes: Irrtümer und Enttäuschungen gehören zum Lesen einfach dazu. Isso.

Warum ich nicht mehr an Leserunden teilnehme

Im Jahr 2021 habe ich dreimal an einer Leserunde bei lovelybooks teilgenommen und beschlossen, dass ich das als bloggender Leser nicht mehr tun werde. Als Schreibender sieht die Sache anders aus, selbstverständlich werde ich mit meinen Büchern Lesenrunden anbieten und auf regen Zuspruch hoffen.

Ich möchte nämlich in keinem Fall das Konzept von Leserunden infrage stellen. Ganz im Gegenteil! Ich möchte dazu aufrufen, an solchen Runden teilzunehmen! Sie können für alle ein Gewinn sein! Leser haben die Möglichkeit, sich mit anderen Interessierten und dem Urheber des Buches direkt auszutauschen.

Für den Autor bietet es eine wirklich tolle Möglichkeit, sein eigenes Werk in einer interessierten und wohlgesonnenen Runde vorzustellen und einiges an Feedback zu erhalten. Das veröffentlichte Buch wird einer Feuerprobe unterzogen, ganz nebenbei gibt es auch einige Rezensionen auf den gängigen Plattformen im Internet.

Doch als bloggender Leser stehe ich unter Druck, eine Rückmeldung schreiben zu müssen, auch wenn ich das gar nicht will. Ich habe grundsätzlich überhaupt kein Problem damit, einen Roman zu kritisieren. Allerdings ist mein Leitziel als Buchblogger, dass ich auf www.schreibgewitter.de ausschließlich solche Bücher vorstelle, die ich für lesenswert halte.

Bei Leserunden wird man als Teilnehmer immer wieder auf ein Buch stoßen, an dem es so viel auszusetzen gibt, dass man es nicht weiterempfehlen kann und will. Trotzdem besteht eine gewisse Verpflichtung – ein Zielkonflikt, den ich 2021 einmal erlebt habe. Es war eine für mich sehr unangenehme Situation, auch weil ich einen Erstlingsautor ganz bestimmt nicht öffentlich mit Kritik überhäufen möchte!

Letztlich habe ich die Rückmeldung gelöscht.

Die beiden anderen Teilnahmen waren hingegen wirklich toll, der Austausch mit Autor und anderen Lesern, ihre Beiträge zu dem Buch fand ich gewinnbringend. Die beiden Bücher sind in meiner Buchvorstellungsreihe Lesen! untergekommen, denn ich halte sie für absolut lesenswert.

Insofern ist es auch ein Verlust, nicht mehr an Leserunden teilzunehmen. Aber mir ist das Risiko zu groß, noch einmal in eine solche Konfliktlage zu geraten. Daher übe ich mich in Enthaltsamkeit.

© 2024 Alexander Preuße

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